825 Jahre Wernborn

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Wolfgang Merz

Unser Dorf hat Dienstjubiläum

Vor gut drei Jahren hatte ich 40-jähriges Dienstjubiläum. Mein Chef hat mich zum Essen eingeladen, hat sich artig für meine herausragenden Dienste, ohne die das Unternehmen zweifellos schon längst in Bedeutungslosigkeit versunken wäre, bedankt und mir zum Schluss mit tränennassen Augen eine Urkunde überreicht nicht ohne zu erwähnen, dass ich in den nächsten Tagen als Belohnung noch einen kleinen Geldbetrag auf meinen Bankkonto vorfinden würde. Eine bewegende Szene. Gut, ich war nicht der Einzige. Mit mir standen noch neun weitere Kollegen in der Reihe, was den Eindruck, ich ganz allein hätte die Firma über die Jahre gerettet, geringfügig verwässerte.

So ein Dienstjubiläum ist eine klare Sache. Es gibt einen Arbeitsvertrag, ein Einstellungsdatum und ein Personalbüro, das säuberlich und verlässlich die Jahre und Tage des Arbeitseinsatzes zählt.

Mit unserem Dorfjubiläum ist es ungleich schwieriger. Wer hat das Dorf eingestellt, wer den Vertrag unterschrieben, die Jahre gezählt und wo steht geschrieben, nach wie vielen dieser Jahre es zum Essen eingeladen werden soll? Fragen über Fragen. Es ist klar, mit dieser Logik kommen wir schwerlich weiter. Nähern wir uns dem Problem mal ganz systematisch und schlagen im Duden nach:

Ju­bi­lä­ums­jahr, das: [jubi?l???msja???] Jahr, in dem ein Jubiläum gefeiert wird
Wer die Lautschrift beherrscht ist klar im Vorteil, denn jetzt weiß er, wie das Jubiläumsjahr ausgesprochen wird. Aber wann, ob und wie gefeiert werden soll, liegt immer noch im Dunkeln.

Versuchen wir es mal mit Jubiläum:


Jubiläum, das: [jubi?l???m], festlich begangener Jahrestag eines bestimmten Ereignisses
Auch diese Definition lässt uns leider im Regen stehen. Das Unterschreiben eines Arbeitsvertrages ist solch ein bestimmtes Ereignis, von dem hier die Rede ist und ab dem man sauber rechnen kann. Mit unserem Dorf haben wir aber keinen Vertrag, höchstens eine Ersterwähnungsurkunde. Schon das Wort lässt den Personalchef erschauern. Stellen Sie sich doch nur einmal vor, die Dienstjahre eines Mitarbeiters fingen erst dann an zu zählen, wenn er zum ersten Mal im Jahresbericht seiner Firma lobend erwähnt wird. Die allermeisten von uns würden nie zum Jubiläumsessen eingeladen werden.

Was sagt eigentlich Wikipedia zu dem Thema:

„Jede jährliche Wiederkehr eines besonderen Ereignisses ist als Jubiläum zu bezeichnen.“  Bingo, das bringt uns weiter. Als „besonderes Ereignis“ kann man leicht die Ersterwähnung Wernborns in einem Kloster-Kassenbuch hernehmen, die unübersehbar in der Eichkopfhalle an der Wand hängt. Der fragliche Eintrag erfolgte 1191, das macht bis 2016 ganze 825 Jahre.

Erleichtert lesen wir weiter:

„Neben dem Jahrestag sind alle Vielfachen von 100, 50, 25, 10 oder auch 5 besondere Jubiläen. Das Jubiläum ist umso bedeutender, durch je mehr der vorgenannten Zahlen es ohne Rest teilbar ist.“

Aha, jetzt holen wir den Taschenrechner raus. 100, 50 und 10 scheiden wegen dem Rest, der nicht bleiben darf, aus. 25 und 5 sind möglich. Wir können in 2016 also entweder die 165. oder die 33. Wiederkehr eines jubiläumsfähigen Zeitintervalls feiern. Können Sie noch folgen? Rechnen Sie es ruhig nochmal in Ruhe nach, sobald sich Ihre Aufregung etwas gelegt hat.

Bleibt zu entscheiden, ob wir nun die 165 oder die 33 nehmen sollen. 165 klingt irgendwie profan, ist also nur zweite Wahl. Im Supermarkt-Regal lassen wir die 2. Wahl ja auch liegen, es sei denn, es ist Monatsende und die Kassenlage klamm.

Bleibt die 33. Das ist doch was, eine Schnapszahl, die jedem Karnevalsverein willkommener Anlass für eine ausgiebige Feier wäre. Der ehemalige Wernborner KCA-Sitzungspräsident und heutige KCA-Ehrenpräsident E.Z. pflegt in seinen Reden ein solches Ereignis solchermaßen in einen Reim zu kleiden: „So wolle wir es nicht versäume, zu feiern dieses Jubiläume!“

Puh, wir wischen den Schweiß von der Stirn, wir haben die Kurve am Ende noch gekriegt. Es gibt kein Argument mehr, was uns davon abhalten könnte, in drei Jahren unser ganzes Dorf zum Essen und zum Feiern samt Urkunde einzuladen. Es hat es sich verdient


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09.07.2012
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