Geschichte (Quelle: Wernborner Buch)
Stets war Wernborn ein Verhandlungsobjekt, eine beliebig disponierbare Masse mit einem geringen Wert; nie ging es um das Individuum "Wernborn", sondern immer nur um die Herrschaft Kransberg und deren "Zubehör", den "Gerichten, Leuten und Einkünften" - darunter eben auch unser Wernborn. Der Name Wernborn wird manchmal genannt, Nachrichten aus dem Ort gibt es jedoch nicht.
Aber selbst die Herrschaft Kransberg war unbedeutend. Ursprünglich hatte die Burg Kransberg die Aufgabe, die Westflanke der Wetterau zu schützen. Sie verfügte jedoch über kein eigenes Herrschaftsgebiet, sondern eine Vielzahl von Grundeigentümern, sowohl weltliche als auch geistliche - einem letzteren verdanken wir ja die Urkunde der Ersterwähnung unseres Ortes, in der der Besitz des Klosters Retters unter bischöflichen Schutz gestellt wird. Nach dem Tode des letzten Stauferkaisers verlor Kransberg seine Funktion und rückte an den Rand des Geschehens - wortwörtlich.
Die Herrschaft Kransberg, und damit auch Wernborn, hat eine absolute Randlage: die westliche Gemarkungsgrenze unseres Dorfes war jahrhundertelang identisch mit der Westgrenze der Mörler Mark, seine östliche Gemarkungsgrenze stellt die Ostgrenze des Usinger Landes dar. Also eine Lage "zwischen allen Stühlen", zudem ohne Rohstoffe, damit wirtschaftlich uninteressant.
Und so wurde dieses Gebiet im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verkauft, verpfändet, unter Erben verlost; und das nicht unbedingt als Einheit, manchmal ging es auch nur um eine Hälfte oder gar nur ein Viertel der Herrschaft oder unseres Dörfleins.
In einem fast nur von Fachhistorikern zu entwirrenden Puzzle von Personen, Sippen, von Besitz- und Herrschaftstiteln gelang es erst den Falkensteinern, die Herrschaft Kransberg in einer Hand zu vereinigen.
[Quelle: „Usinger Land“, Heimatbeilage zum „Usinger Anzeiger“,
Jahrgang 1991, März, Nr.1]
Vorbemerkung: Dieser Beitrag entstand im Rahmen der Untersuchungen
für das Wernborner Buch, das in diesem Jahr aus Anlass des 800jährigen
Jubiläums von der Stadt Usingen herausgegeben wird. In der nächsten
Zeit werden in der Heimatbeilage noch weitere interessante Einzelstudien
aus der Geschichte Wernborns erscheinen, die stets sinnvolle Ergänzungen
zu einzelnen Kapiteln des Buches sind.
oder: Darf's für fünf Pfennige mehr sein? von Dr. Joachim Bierwirth
Der Untertitel soll andeuten, dass dieser Beitrag den Pfad der strengen wissenschaftlichen
Tugend verlassen wird. Ich will es jetzt einmal nicht so ernst nehmen mit
der Geschichte und ein wenig spekulieren - allerdings so dicht wie möglich
an den Fakten.
Die Wernborner Gemarkung weist eine auffällige Dreiteilung der offenen
Feldflur auf, und es wird von mir die These vertreten, dass sich in dieser
Flurform die Besiedlungsgeschichte widerspiegelt: Diese drei Rodungsinseln
entstanden zeitlich nacheinander, von Ost und West fortschreitend, von der
Wetterau aus in das Usinger Land hinein.
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(sinngemäß und in Auszügen entnommen
der Frankfurter Rundschau vom 30.1.1991)
WERNBORN. Es war anno 1191. Ins Kloster zu gehen war damals in. Also beschloss
der Erzbischof von Mainz, dass hinter den Mauern des Kloster Retters in der
Nähe von Schneidhain nicht mehr nur Mönche, sondern auch Nonnen
beten und arbeiten sollen.
Damit alles seine Ordnung hat, ließ der Kirchenfürst über
die Erweiterung eine Urkunde anfertigen, in der alle Besitzungen des Klosters
aufgelistet wurden. Dem ordentlichen Gottesmann ist es zu verdanken, dass
Wernborn in diesem Jahr 800 Jahre nachgewiesene Dorfgeschichte feiert. Man
muss schon genau hinsehen, um auf der Urkunde in der sechstletzten Zeile
den Schriftzug „berenbrunen“ zu entziffern.
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